Joachim Merz, Zahnarzt und Lokführer mit einem Faible für 3,5 Kilometer Schienenstrang
Ratatat, ratatat knattert der Dieselmotor und schon tuckert die Feldbahn los. Die Stumpfwaldbahn pendelt auf einer 600-Millimeter-Schmalspurstrecke zwischen Eiswoog und Ramsen hin und her. „Früher gab es im Eistal in Schmalspurnetz von 48 Kilometern Länge. Damals transportierten die Feldbahnen Eisenberger Klebsand, Ton und Kies“, erzählt Joachim Merz, hauptberuflicher Zahnarzt, leidenschaftlicher Lokführer und Vorsitzender des Vereins Stumpfwaldbahn Ramsen. Heute nehmen kleine und große Ausflügler in von den Vereinsmitgliedern gebauten Waggons Platz.
Die Diema DS 40, Baujahr 1957, schiebt sich langsam den Berg hoch. Zwölf Stundenkilometer, schneller fährt die sechseinhalb Tonnen schwere Diesellok nicht. Feldbahnen sind nicht auf Geschwindigkeit ausgelegt , sondern auf Zugkraft. Bis zu 40 vollbeladene Lorenwagen könne die Diema ziehen, schätzt Merz. Die Lok ist ein Geschenk der Eisenberger Klebsandwerke, auch fast alle anderen Feldbahnen des Vereins stammen aus der Region. „Wir nehmen die Loks zum Teil komplett auseinander, restaurieren sie und halten sie in Schuss. Man muss hinhorchen und fühlen, das ist richtige Handarbeit“, sagt Merz mit leuchtenden Augen. Die neueste Errungenschaft des Vereins: eine 80 Jahre alte Dampflok, die einzige betriebsfähige Dampflok für Schmalspur in der Pfalz, die allerdings ganz schön viel Einsatz fordert.
„Eine Fahrt mit ihr heißt: drei Stunden vorheizen, drei Stunden abkühlen und zwei Tage putzen“. Aktuell muss die Lok im Schuppen bleiben, es ist zu trocken und die Waldbrandgefahr entsprechend hoch.
Die Steigung ist geschafft, wir erreichen den Saupfuhl. Um Wildschweine zu sehen, sind wir zu früh dran, die zeigen sich, wenn überhaupt, erst bei der letzten Fahrt gegen Abend. Dafür entdecken wir eine kleine Herde von Glanrindern, die quasi als Landschaftspfleger dafür sorgen, dass die Büsche das Tal nicht zuwuchern. Mittlerweile bilden die Baumkronen einen Tunnel über der Strecke. Merz streckt immer wieder den Kopf aus dem Führerhaus, die Gleise fest im Blick. Die 3,5 Kilometer lange Strecke frei von Gras und Gestrüpp zu halten, auch das ist eine Aufgabe, die Merz in seiner Freizeit erledigt.
Gleich haben wir das Bockbachtal erreicht. Laut hupend überqueren wir einen Weg und halten an. Wer will, kann hier wie an der Haltestelle Schützenhaus aussteigen, eine Runde wandern und später wieder einsteigen. Nach 20 Minuten Fahrzeit erreichen wir die Endhaltestelle in Ramsen. Merz rangiert die Lok vor die Waggons und schon bringt uns die Diema wieder Richtung Eiswoog.
Bis 3. Oktober fährt die Stumpfwaldbahn im Stundentakt an allen Sonn- und Feiertagen. Danach erst wieder zur Nikolausfahrt oder auf Bestellung. Am ersten Septemberwochenende feiert der Verein sein 30-jähriges Bestehen mit einem großen Bahnhofsfest. Dann soll auch die Dampflok zum Einsatz kommen.