Bernd Knell, die Kelten, das Oppidum und das Meer in der Pfalz

Gästeführer Bernd Knell
Bernd Knell. Ruhestand? Das Wort scheint der pensionierte Lehrer nicht zu kennen. Außer Touren zum keltischen Donnersberg veranstaltet Knell musikalischkulinarische Führungen durch Kirchheimbolanden. © Pfalz.Marketing e.V.

Er soll magische Kräfte haben, der Donnersberg, jene mit 686,5 Metern höchste Erhebung der Pfalz. Bereits die Kelten fühlten sich zu ihm hingezogen. Jedenfalls errichteten sie im zweiten Jahrhundert v. Chr. auf dem Bergrücken eine Siedlung, deren imposante Überreste Sie noch erkunden können. Eine achteinhalb Kilometer lange Mauer umschließt das sogenannte Oppidum, das mit 240 Hektar eine der größten keltischen Anlagen nördlich der Alpen war. „Wie viele Menschen hier genau lebten, ist nicht bekannt. Es können mehrere tausend gewesen sein“, sagt Bernd Knell, Gästeführer auf dem Donnersberg und in Kirchheimbolanden.

Die Keltenstadt bestand aus einem Westwerk, das vermutlich als Viehweide oder Fluchtort diente, und dem Ostwerk, der eigentlichen Siedlung. „Das Ostwerk mit Schlackenwall, Viereckschanze und Zwischenwall wurde von einer sechs Meter hohen Mauer umgeben, die immer noch als Wall gut sichtbar ist“, sagt Knell. Auf dem Donnersberg konnten die Menschen sicher leben. Das Bergmassiv war kahl, da tausende Bäume für die Bauten und die Mauer gefällt wurden. So hatten die Kelten freie Sicht aufs Umland und Angreifer keine Chance, sich zu verstecken. Warum die Kelten das Oppidum allerdings nach nur 70 bis 90 Jahren wieder verließen, ist nicht bekannt.

Knell läuft voraus zur rekonstruierten keltischen Mauer. Die von einem hölzernen Schanzwerk gekrönte Pfostenschlitzmauer besteht aus einer in Trockenbautechnik errichteten Frontmauer und einem dahinter aufgeschütteten Wall. In regelmäßigen Abständen verstärken Eichenpfosten die Mauerfront. „Erstaunlich ist, dass die Kelten die Topographie des Berges konsequent nutzten. Sie bauten die Mauer genau dort, wo die Hochfläche des Berges in den Steilabfall übergeht, der teilweise ein Brandungsriff markiert, das vor 30 Millionen Jahren entstand, als noch ein Meer den Berg umgab“, sagt Knell. Ein Stückchen weiter sind noch Reste der keltischen Zangentore zu erkennen, die es ermöglichen, Feinde von drei Seiten zu umzingeln.

Weiter geht’s zum Königsstuhl, dem Gipfel des Donnersbergs. Von hier aus reicht der Blick über das Nordpfälzer Bergland, bis hin zum Hunsrück und Taunus. „Der Donnersberg bietet noch weitere tolle Aussichtspunkte, wie den Ludwigsturm, den Hirten-, den Beutel- oder den Moltkefelsen mit dem Adlerbogen, meinem persönlichen Lieblingsplatz.“